Kritisch und
hintergründig
Auf schiefer Ebene
ins sichere Verderben
Osnabrück. Die Plattform der Engelsburg ist eine schmucklose schiefe Ebene - und so stürzt sich Tosca schließlich nicht über die Brüstung in die Tiefe, sondern vereint sich mit Hilfe eines Messers im Tode mit ihrem soeben erschossenen Geliebten Cavaradossi.
Ein - vorsichtig - unkonventionelles Ende fand Thilo Borowczaks zurückhaltende Inszenierung von Giacomo Puccinis musikalischem Melodram, die am 17. April im Osnabrücker Stadttheater Premiere hatte. Edle Zurückhaltung übten auch Bühnenbildner Harald Sieger und Kostümbildnerin Imme Kachel, so oblag es den Sängern, die hochdramatische Geschichte zu erzählen - und das gelang ihnen vorzüglich.
Mit beeindruckender Präsenz, großen Gesten und vorzüglichem stimmlichen Ausdruck überzeugte Nicola Beller Carbone als divenhafte Floria Tosca. Ricardo Tamura gab die Partie des Cavaradossi verhalten melancholisch und sängerisch nahezu ohne Fehl und Tadel. Herausragend George Gagnidze als schleimig-brutaler Polizeichef Scarpia, er begeisterte mit seinem einmal schmeichelnden, dann wieder mächtigen Bariton und der Darstellung des Musterexemplars eines selbstsüchtigen Diktators.
Das Osnabrücker Symphonieorchester unter der Leitung von Rasmus Baumann war den Sängern über weite Strecken ein verläßlicher Partner, allerdings hätte der Aufführung in musikalischer Hinsicht ein wenig mehr Zurückhaltung gutgetan: Einige Passagen erklangen schlicht zu laut aus dem Orchestergraben. Der Geschichte konnte man dennoch problemlos folgen: Bei der italienisch gesungenen "Tosca" kam im Stadttheater erstmals eine Übertitelungsanlage zum Einsatz.
Das Premierenpublikum belohnte die Leistung des gesamten Ensembles mit begeistertem Beifall und zahlreichen Bravos.