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Von Mensch
zu Mensch

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Dorfsheriff
zum Anfassen

2017

 
Der Herr
der Rosen

1999

 
Berührendes
Theater

1999
Der "Herr der Rosen"
nimmt leise Abschied
Bad Rothenfelde. "Das ist die schönste Ecke von Bad Rothenfelde!" Der Mann, der das sagt, steht gegen Ende eines herrlichen Spätsommernachmittags hoch oben auf dem langen Gradierwerk und zeigt mit sichtlichem Stolz nach unten. Und das hat einen ebenso einfachen wie einleuchtenden Grund: Der Mann heißt Rudi Wernemann, und da unten in der Sonne strahlt das, was er, wenn schon nicht als Lebenswerk, dann aber doch als Höhepunkt eines 30jährigen politischen Wirkens verstanden wissen möchte: der Bad Rothenfelder Rosengarten.
 

 
Eigentlich, so gibt Rudi Wernemann während des Sonntagsspaziergangs mit dem Teuto Express auf den sanft geschwungenen Wegen des Rosengartens wenige Tage vor seinem offiziellen Abschied als Bürgermeister zu, eigentlich sei die Anlage überhaupt nicht in der Größe und Schönheit geplant gewesen, wie sie nun entstanden sei: "Angefangen hat ja alles mit nur tausend Mark." Anläßlich seines 60. Geburtstages im vorigen Jahr hatte der Bürgermeister anstelle von Geschenken um Spenden gebeten. Von den insgesamt 13.000 Mark wurde zunächst ein Springbrunnen am Ende des Gradierwerks gebaut, ein Schwanenpärchen kam hinzu. Es blieben jene tausend Mark übrig, und Rudi Wernemann beschloß, sich einen alten Wunsch zu erfüllen: "Ich wollte schon immer gern wieder in Bad Rothenfelde einen Rosengarten haben, wie es ihn früher auf dem heutigen Parkplatz an der Residenz gab."
 
Die ansteckende Begeisterung, mit der er dann zu Werke ging, ist Rudi Wernemann noch immer anzumerken, als er zu Beginn des Spaziergangs auf das Beet mit zahllosen Rosen der Sorte "Princess of Wales" zeigt. "Das ist die Rose, die vor zwei Jahren nach Lady Di benannt wurde." Diese Begeisterung übertrug sich schnell auf die große Zahl der Spender, die bald auf einer großen Tafel im Rosengarten verewigt sein werden. Und auf einen, dessen Engagement Rudi Wernemann nie zu erwähnen vergißt: Uli Priebe. In dem Gemeindegärtner fand der Bürgermeister einen begeisterten Mitstreiter, dessen Wissen um Rosen und Rosengärten inzwischen weit und breit seinesgleichen suchen dürfte. Mittlerweile ist Priebe Herr und Meister über die beeindruckende Schar von 3.500 Rosen in 75 Sorten ist.
 
Aber natürlich ist Wernemann nicht nur der "Rosen-Rudi" von Bad Rothenfelde, auch wenn dem Bürgermeister die "kleine" Politik immer mehr gelegen hat als die große. Von Parteipolitik in der Gemeinde hält er nicht viel, besser findet er es, "wenn sich alle an einen Tisch setzen und vernünftig und ohne Parteidisziplin miteinander reden." Dann kommt man, so Wernemanns Erfahrung aus dreißig Jahren Politik, zu ganz anderen, zu vernünftigen Lösungen. Deshalb hält der voraussichtlich vorletzte ehrenamtliche Bürgermeister der Salinengemeinde auch nicht viel vom "Hauptamtlichen", den es in zwei Jahren geben wird. "Der wird sich dann nicht mehr um Kleinigkeiten kümmern können", befürchtet der Mann, der am Tag manchmal drei- oder viermal angerufen wird, weil etwa eine Straßenlaterne nicht brennt oder ein neues Schlagloch in einer Straße entdeckt worden ist: "Bürger und Kurgäste sehen eben oft die Dinge mit anderen Augen, entdecken Kleinigkeiten, die Verwaltungen nicht sehen."
 
Rudi Wernemann "Da unten liegt die schönste Ecke von Bad Rothenfelde!" Mit sichtlichem Stolz verweist Rudi Wernemann vom Gradierwerk aus auf sein liebstes Werk, den Rosengarten.
Fotos: Volker Göx
 
 
Als ehrenamtlichem "Ersten Bürger" hat Wernemann von allen Aufgaben eines solchen "Grüßaugust", wie Spötter sagen, eine am meisten Spaß gemacht: "Am liebsten habe ich immer den älteren Bürgern persönlich zum Geburtstag gratuliert." Genauso gern übrigens im Altenheim wie bei Empfängen, mit denen angesehene Geschäftsleute ihre Wiegenfeste zu feiern pflegen. "Egal wer es ist, die Menschen freuen sich, wenn der Bürgermeister zu Ehren ihres Geburtstages persönlich vorbeikommt und gratuliert. Das habe ich immer sehr gern gemacht."
 
Vor einem Beet mit historischen Rosensorten, in deren Nähe sich eine noch nicht berankte Rosenlaube befindet, bleibt er stehen. "In zwei Jahren ist das hier alles hochgerankt", erklärt Rudi Wernemann. Was er nicht sagt - aber vielleicht im Hinterkopf hat? - ist, daß dieser Ort dann ein lauschiges Plätzchen für Verliebte werden könnte. Mit Garantie auf Wohlgerüche der edlen Art.
 
Wenn das so kommen sollte, wird es einer sicher mit als erster bemerken: Rudi Wernemann. Er wird nämlich weiter leidenschaftlich gern mit dem Rad unterwegs sein, zwar wohl nicht mehr, um persönlich in der Geschäftsstelle einer Zeitung die Einladung zum nächsten Pressetermin vorbeizubringen, wo andere nur zwei Schritte zum Faxgerät machen würden. Aber sicher immer noch, um schnell mal irgendwohin zu fahren, vor allem aber, um mitzubekommen, was in seinem Bad Rothenfelde so passiert. "Wer nur mit dem Auto durch den Ort fährt, der bekommt vieles nicht mit", weiß er. "Auf dem Rad ist man den Bürgern einfach näher."
 
Zu Fuß übrigens auch, wie während des Spaziergangs festzustellen war. Als wir schließlich vor dem roten Rosenbrunnen stehen, der sanft in der Sonne vor sich hin plätschert, haben den Bad Rothenfelder "Grüßaugust" im Verlauf des Nachmittags etliche Passanten sofort erkannt, mit Handschlag begrüßt oder auch angefrozzelt: "Wenn man nur wüßte, wem wir diesen schönen Park zu verdanken haben, Rudi, wäre das nicht schön?"
 
Hoch oben auf dem Gradierwerk - als Noch-Bürgermeister hat Rudi Wernemann natürlich den Schlüssel zum Treppenhaus dabei - endet der Sonntagsspaziergang. Von hier oben wird die volle Größe und Pracht der Gartenanlage erst so richtig deutlich. Wer von hier aus einen Blick auf den Rosengarten werfen kann, der glaubt Rudi Wernemann gern, daß das die "schönste Ecke" von Bad Rothenfelde ist. Und, auch wenn er das wohl nie selbst sagen würde, ganz nebenbei das Denkmal für den Mann, der den Anstoß gab, daß dieser Garten möglich wurde.
 

 
Rudi Wernemann Eine besondere Sorte ist die rosarote "NDR 1 Radio Niedersachsen", die einzige Rose, die nach einem Radiosender benannt wurde.
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